Da sich die Situation in der Schweiz, aufgrund des Coronavirus immer
weiter verschärfte, war ich gezwungen drei Wochen vor meiner geplanten Abreise
zurück in die Schweiz zu fliegen. Am Montag konnte ich meinen Rückflug umbuchen
und glücklicherweise hatte ich noch einen Tag Zeit mich von den Menschen,
welche die letzten neun Wochen mit mir zusammengearbeitet haben, zu
verabschieden. Mitten in der Nacht hiess es dann Aufbruch zum Flughafen, der
mit dem Auto etwa 40 Minuten ausserhalb von Bischkek liegt. Geplant wäre
gewesen, dass ich um 04:00 Uhr das Flugzeug nach Istanbul nehme, um dann von
dort weiter nach Zürich zu reisen. Beim Check-In sogleich der erste Schock.
Alle Flüge in die Schweiz wurden gestrichen! Was also tun? Glücklicherweise
waren Flüge nach Frankfurt noch verfügbar und nach einer Stunde Bangen war es
dann auch soweit. Ich konnte den Flieger Richtung Istanbul antreten um dann
weiter nach Deutschland zu fliegen. Von dort aus hatte ich die Möglichkeit mit
dem Zug nach Zürich zu reisen. Im Nachhinein muss ich sagen hatte ich sehr viel
Glück, denn nur ein Tag später kam es schon zu weiteren Flugstreichungen. Keine
Ahnungen, ob es dann noch möglich gewesen wäre in die Schweiz zurückzukehren.
Projektarbeit
Auch wenn mein IZA Praktikum einige Wochen kürzer
ausgefallen ist als geplant so habe ich doch einen grossen Teil der gesteckten
Ziele erreicht. Wir konnten erfolgreich ein Protokoll zur Untersuchung der Erwinia
amylovora Isolate implementieren und die Leute sind nun in der Lage
zukünftige Tests selbständig durchzuführen. Auch sind die Ergebnisse der
untersuchten Isolate sehr interessant. Wir konnten aufzeigen, dass neue
Genotypen im Land sind, was mehrere Ursachen haben könnte. Ein Szenarium wäre,
dass es weiterhin zu Importen von mit E. amylovora infizierten Bäumen kommt.
Auch besteht die Möglichkeit, dass die gefundenen Genotypen schon länger im
Land sind und erst jetzt nachgewiesen werden konnten.
Bei den Untersuchungen mit den biologischen
Bekämpfungsmitteln gegen Feuerbrand sind ebenfalls einige grossartige
Entdeckungen gemacht worden. So haben wir beispielsweise bei zwei Streptomyces
Stämmen eindeutige inhibitorische Eigenschaften gegen E. amylovora nachgewiesen.
In kürze werden Feldversuche vonseiten der Universität durchgeführt, welche die
Wirksamkeit in der Natur untersuchen sollen. Die neuen Erkenntnisse können dazu
verwendet werden, um effektive Bekämpfungsstrategien gegen Feuerbrand zu
entwickeln.
Die Resultate meiner Arbeit konnte ich vor einem kleinen Publikum präsentieren. Prof. Tinatin übersetzte dann alles vom Englischen ins Kirgisische. |
Schnappschuss aus dem Labor. |
Internationale Zusammenarbeit und Leben im Ausland
Rückblickend gab es mehrere tolle
Erfahrungen und Momente während meinen neun Wochen in Kirgistan. Sicher in
Erinnerung bleiben werden mir die Labor Arbeiten mit den Studenten und Saikal.
Die eintägige Reise auf Almaty, die dazu gedacht war meine Aufenthaltserlaubnis
zu erneuern war zwar nicht schön aber dafür umso spannender. Aufgrund meiner
frühzeitigen Heimreise konnte ich viele Orte nicht mehr besichtigen was ich
unbedingt in naher Zukunft nachholen möchte. Die Menschen, mit denen ich zu tun
hatte, haben mich mit ihrer Art und ihrer Offenheit tief beeindruckt. Da es manchmal
zu Schwierigkeiten in der Verständigung kam wurde mir bewusst wie wichtig der
regelmässige Austausch von Information ist. Auch dass man fast nicht darum herumkommt,
die lokale Sprache zu erlernen, wenn man denn wirklich am täglichen Leben teilnehmen
will und nicht nur als «Besucher» wahrgenommen werden möchte. Genau für die internationale
Zusammenarbeit scheint mir dieser Aspekt sehr wichtig. Je besser man es schafft
Teil der lokalen Bevölkerung zu werden, desto eher kann man auch wirklich etwas
nachhaltig verändern. Es bringt nichts einfach Gelder für irgendwelche Projekte
anzubieten. Man muss vor Ort mit den Menschen sprechen um je nach Situation
anders handeln zu können.
Die Arbeit im Labor und auch das Vermitteln
von Techniken und Wissen hat mir sehr viel Spass gemacht. Meiner Meinung nach
kann man den direkten Kontakt vor Ort durch nichts ersetzen. Keine Anleitung, keine
Videokonferenz vermag es in so kurzer Zeit soviel umzusetzen. Bei Unklarheiten ging
man ins benachbarte Büro und klärte die offenstehenden Fragen rasch und
unkompliziert. Mittels E-Mail vergehen schnell einmal ein zwei Tage bis man
weiter machen kann.
Dass es durchaus auch Unterschiede in der
täglichen Kommunikation gibt wurde mir sehr schnell bewusst. So wird gegenüber
Vorgesetzen viel mehr Respekt gezollt, als dies in der Schweiz der Fall ist, wo
man sehr offen miteinander sprechen kann. In Kirgistan hingegen wurde
peinlichst darauf geachtet, dass man ja nichts tut was dem Chef oder der Chefin
missfallen könnte. Dies hatte zur Folge, dass man teilweise länger auf gewisse Informationen
warten musste, da die beteiligten Personen nicht sofort zum Vorgesetzten gehen konnten,
um nachzufragen.
Abschliessend kann ich sagen, dass ich sehr
zufrieden bin was das Erreichen der Ziele angeht. Alles was wir uns vorgenommen
haben wurde erreicht. Doch nur weil ich jetzt wieder zurück in der Schweiz bin
heisst das noch lange nicht, dass die Arbeit damit auch komplett abgeschlossen
ist. Das Projekt läuft noch mindestens zwei Jahre weiter und auch ich werde
mich weiterhin an den Arbeiten beteiligen.
Auch was mich persönlich betrifft bin ich froh
über die Zeit in Bischkek. Ich habe extrem wertvolle Erfahrungen sammeln
können, die mich persönlich weitergebracht haben und ich bin mir sicher,
irgendwann in nicht allzu ferner Zukunft, werde ich mit einem Lächeln zurück
nach Kirgistan reisen.
Ala-Artschan Nationalpark keine 30min südlich von Bischkek. Die Berge auf dem Foto sind alle über 4500m ü. M. hoch! |
Typisches Strassenbild in Bischkek. Breite Strassen mit Baumreihen auf beiden Seiten. |