Samstag, 8. Februar 2020

Salam Bischkek!


 

Erste Eindrücke

 

Das Gebäude auf dem Campus, in welchem die Labore und Büros untergebracht sind.

Wegweiser auf dem Campus in Türkisch und Kirgisisch

Die Moschee gehört ebenfalls zum Campus und wird hauptsächlich am Freitag für das Gebet besucht.

Auf dem Menüplan steht ausschliesslich türkisches Essen. Kostenpunkt: 70 Som oder 1 CHF

Blick auf die Berge die sich im Hintergrund majestätisch  in die Höhe erheben. Dabei sind diese für kirgisische Verhältnise vergleichsweise klein. Der höchste Berg auf dem Foto erreicht eine Höhe von 5816 m ü. M. Der höchste Berg in Kirgistan ist der Dschengisch Tschokusu mit 7439 m ü. M.


Kurz vor 7 Uhr kirgisischer Zeit, landet mein Flieger sicher am Flughafen Manas in Bischkek. Zu meiner Überraschung liegt sehr viel weniger Schnee als angenommen. Schliesslich hat man, wenn man an Kirgistan im Winter denkt, mindestens einen Meter Weiss vor Augen. Nachdem ich meinen Koffer bei der Gepäckausgabe gefunden und die Passkontrolle erfolgreich hinter mich gebracht habe, werde ich auch schon von Tair einem Doktoranden der Universität äusserst freundlich begrüsst. Zusammen fahren wir in einem kleinen Transporter auf direktem Weg zur Wohnung, die für die nächsten 12 Wochen mein zu Hause sein wird. Kilometer lange gerade Strassen und altehrwürdige Sowjet-Bauten dominieren auch heute noch das Stadtbild von Bischkek. Dort angekommen begrüsst uns auch schon die Tochter meiner Betreuungsperson und führt mich in der kleinen, aber feinen 2 ½ Zimmer Wohnung herum. Neben einer Küche mit Gasherd, Waschmaschine und Kühlschrank, gibt es auch ein separates Bad, ein grosses Bett, einen Kaffeetisch mit zwei Stühlen und einen Platz zum Arbeiten. Die Heizung läuft auf Hochtouren und lässt einen das kalte Wetter draussen vergessen. Ich fühle mich sofort angekommen. Dass alles aus Sowjetzeiten stammt und schon einige Jahrzehnte auf dem Buckel hat, stört nicht wirklich. Die Wohnung ist sauber und alles funktioniert bestens. Fürs Erste bin ich mehr als zufrieden.
Am nächsten Tag mache ich mich nach dem Mittagessen auf den Weg zur Kirgisisch-Türkischen Manas Universität (Offiziell Kirgizistan Türkiye Manas Universitesi) die etwa sechs Kilometer von meiner Wohnung aus entfernt liegt. Wie es der Name schon sagt wurde sie in Zusammenarbeit mit dem türkischen Staat gegründet und wird auch heute noch hauptsächlich durch Staatsgelder aus der Türkei finanziert. In Bischkek gibt es weitere Staatliche Universitäten wie beispielsweise die American University oder die Kirgisisch-Russisch- Slawische Universität Bischkek. Aufgrund der engen Verbindung zur Türkei ist ein grosser Teil der Dozenten ebenfalls von dort und Vorlesungen werden neben Kirgisisch auch auf Türkisch abgehalten. Das Engagement der Türkei hat neben geopolitischen Interessen auch durchaus einen kulturellen Hintergrund. Wie mir mitgeteilt wird, stammen «die Türken» aus dem Gebiet Zentralasiens, weshalb auch die Sprachen nahe miteinander verwandt sind. Die Universität unterhält insgesamt neun unterschiedliche Fakultäten mit einem breiten Spektrum an unterschiedlichen Departementen. Meine Organisation gehört der Landwirtschafts-Fakultät an, mit einem Fokus auf Forschung und Entwicklung biologischer Pflanzenschutzmittel. 

Projektarbeit und Ziele

 

Studentinnen der Universität, denen ich die molekularbiologischen Methoden näherbringen soll. Auch wenn es manchmal schwierig war sich auf Englisch auszutauschen, so waren sie doch alle seit Tag eins die besten Labormitarbeiter die man sich vorstellen kann und haben mich toll aufgenommen.


Blick auf einige der Pflänzchen die für Versuchzwecke gepflanzt wurden.

 

Mein Projekt sieht vor, dass ich in den nächsten drei Monaten unterschiedliche Isolate von Erwinia amylovora untersuche und wenn möglich auch biologische Gegenmittel genauer charakterisieren kann. Das Bakterium verursacht die Pflanzenkrankheit Feuerbrand und ist in der Landwirtschaft auch in der Schweiz ein Problemfall. Dies da das Bakterium Pflanzen der Familie Rosaceae befällt und zu deren Absterben führt. Darunter gehören hauptsächlich Apfel-, Birnen und Quittenbäume. In Kirgistan wurden erst im Jahre 2008 Fälle von Feuerbrand bekannt, vermutlich durch den Import infizierter Bäume aus dem Ausland. In den ersten Wochen haben wir mit Hilfe von molekularbiologischen Methoden das Genom von E. amylovora genauer untersucht. Damit möchten wir besser verstehen, aus welchen Gegenden und in welchen Zeiträumen das Bakterium sich in Kirgistan ausgebreitet hat. Obwohl die technische Ausrüstung dazu bereits vorhanden war, so hatten sie bisher nicht alle nötigen Komponenten und wie mir schien, auch nicht das nötige Wissen um die Arbeiten selbständig auszuführen. Hier komme nun ich ins Spiel. Aufgrund meiner Erfahrungen im Labor und den zusätzlichen Erkenntnissen aus meiner Semesterarbeit 2 konnte ich relativ schnell erste Resultate vorweisen. In der kurzen Zeit haben wir es auch geschafft, eine Methode zu implementieren die es dem Laborteam in den nächsten Jahren erlauben sollte, weitere Isolate von E. amylovora zu analysieren. In den nächsten Wochen widmen wir uns nun den biologischen Antagonisten. Streptomyces spp. sind in der Natur vorkommende Bakterien.  Durch den Einsatz von sekundären Metaboliten, wie dem Antibiotikum Streptomycin, schaffen sie es erfolgreich andere Bakterienarten zu verdrängen, oder zumindest in Schach zu halten. Darunter fällt auch E. amylovora. In den letzten Jahren hat die Forschungsgruppe, mit der ich zusammenarbeite, bereits mehrere vielversprechende Experimente mit unbekannten Streptomyces Arten durchgeführt. Meine Aufgabe ist es nun die isolierten Bakterien genauer zu bestimmen.