Erste Eindrücke
|
Das Gebäude auf dem Campus, in welchem die Labore und Büros untergebracht sind. |
|
Wegweiser auf dem Campus in Türkisch und Kirgisisch |
|
Die Moschee gehört ebenfalls zum Campus und wird hauptsächlich am Freitag für das Gebet besucht. |
|
Auf dem Menüplan steht ausschliesslich türkisches Essen. Kostenpunkt: 70 Som oder 1 CHF |
|
Blick auf die Berge die sich im Hintergrund majestätisch in die Höhe erheben. Dabei sind diese für kirgisische Verhältnise vergleichsweise klein. Der höchste Berg auf dem Foto erreicht eine Höhe von 5816 m ü. M. Der höchste Berg in Kirgistan ist der Dschengisch Tschokusu mit 7439 m ü. M. |
|
Kurz vor 7 Uhr kirgisischer
Zeit, landet mein Flieger sicher am Flughafen Manas in Bischkek. Zu meiner
Überraschung liegt sehr viel weniger Schnee als angenommen. Schliesslich hat man,
wenn man an Kirgistan im Winter denkt, mindestens einen Meter Weiss vor Augen. Nachdem
ich meinen Koffer bei der Gepäckausgabe gefunden und die Passkontrolle
erfolgreich hinter mich gebracht habe, werde ich auch schon von Tair einem
Doktoranden der Universität äusserst freundlich begrüsst. Zusammen fahren wir
in einem kleinen Transporter auf direktem Weg zur Wohnung, die für die nächsten
12 Wochen mein zu Hause sein wird. Kilometer lange gerade Strassen und altehrwürdige
Sowjet-Bauten dominieren auch heute noch das Stadtbild von Bischkek. Dort
angekommen begrüsst uns auch schon die Tochter meiner Betreuungsperson und führt
mich in der kleinen, aber feinen 2 ½ Zimmer Wohnung herum. Neben einer Küche
mit Gasherd, Waschmaschine und Kühlschrank, gibt es auch ein separates Bad, ein
grosses Bett, einen Kaffeetisch mit zwei Stühlen und einen Platz zum Arbeiten. Die
Heizung läuft auf Hochtouren und lässt einen das kalte Wetter draussen
vergessen. Ich fühle mich sofort angekommen. Dass alles aus Sowjetzeiten stammt
und schon einige Jahrzehnte auf dem Buckel hat, stört nicht wirklich. Die
Wohnung ist sauber und alles funktioniert bestens. Fürs Erste bin ich mehr als
zufrieden.
Am nächsten Tag
mache ich mich nach dem Mittagessen auf den Weg zur Kirgisisch-Türkischen Manas
Universität (Offiziell Kirgizistan Türkiye Manas Universitesi) die etwa sechs
Kilometer von meiner Wohnung aus entfernt liegt. Wie es der Name schon sagt wurde
sie in Zusammenarbeit mit dem türkischen Staat gegründet und wird auch heute
noch hauptsächlich durch Staatsgelder aus der Türkei finanziert. In Bischkek
gibt es weitere Staatliche Universitäten wie beispielsweise die American
University oder die Kirgisisch-Russisch- Slawische Universität Bischkek. Aufgrund
der engen Verbindung zur Türkei ist ein grosser Teil der Dozenten ebenfalls von
dort und Vorlesungen werden neben Kirgisisch auch auf Türkisch abgehalten. Das Engagement
der Türkei hat neben geopolitischen Interessen auch durchaus einen kulturellen
Hintergrund. Wie mir mitgeteilt wird, stammen «die Türken» aus dem Gebiet
Zentralasiens, weshalb auch die Sprachen nahe miteinander verwandt sind. Die
Universität unterhält insgesamt neun unterschiedliche Fakultäten mit einem
breiten Spektrum an unterschiedlichen Departementen. Meine Organisation gehört der
Landwirtschafts-Fakultät an, mit einem Fokus auf Forschung und Entwicklung
biologischer Pflanzenschutzmittel.
Projektarbeit
und Ziele
|
Studentinnen der Universität, denen ich die molekularbiologischen Methoden näherbringen soll. Auch wenn es manchmal schwierig war sich auf Englisch auszutauschen, so waren sie doch alle seit Tag eins die besten Labormitarbeiter die man sich vorstellen kann und haben mich toll aufgenommen. |
|
Blick auf einige der Pflänzchen die für Versuchzwecke gepflanzt wurden. |
Mein Projekt sieht
vor, dass ich in den nächsten drei Monaten unterschiedliche Isolate von Erwinia
amylovora untersuche und wenn möglich auch biologische Gegenmittel genauer charakterisieren
kann. Das Bakterium verursacht die Pflanzenkrankheit Feuerbrand und ist in der Landwirtschaft
auch in der Schweiz ein Problemfall. Dies da das Bakterium Pflanzen der Familie
Rosaceae befällt und zu deren Absterben führt. Darunter gehören
hauptsächlich Apfel-, Birnen und Quittenbäume. In Kirgistan wurden erst im
Jahre 2008 Fälle von Feuerbrand bekannt, vermutlich durch den Import
infizierter Bäume aus dem Ausland. In den ersten Wochen haben wir mit Hilfe von
molekularbiologischen Methoden das Genom von E. amylovora genauer
untersucht. Damit möchten wir besser verstehen, aus welchen Gegenden und in
welchen Zeiträumen das Bakterium sich in Kirgistan ausgebreitet hat. Obwohl die
technische Ausrüstung dazu bereits vorhanden war, so hatten sie bisher nicht alle
nötigen Komponenten und wie mir schien, auch nicht das nötige Wissen um die
Arbeiten selbständig auszuführen. Hier komme nun ich ins Spiel. Aufgrund meiner
Erfahrungen im Labor und den zusätzlichen Erkenntnissen aus meiner
Semesterarbeit 2 konnte ich relativ schnell erste Resultate vorweisen. In der
kurzen Zeit haben wir es auch geschafft, eine Methode zu implementieren die es
dem Laborteam in den nächsten Jahren erlauben sollte, weitere Isolate von E.
amylovora zu analysieren. In den nächsten Wochen widmen wir uns nun den
biologischen Antagonisten. Streptomyces spp. sind in der Natur
vorkommende Bakterien. Durch den Einsatz
von sekundären Metaboliten, wie dem Antibiotikum Streptomycin, schaffen sie es
erfolgreich andere Bakterienarten zu verdrängen, oder zumindest in Schach zu halten.
Darunter fällt auch E. amylovora. In den letzten Jahren hat die Forschungsgruppe,
mit der ich zusammenarbeite, bereits mehrere vielversprechende Experimente mit
unbekannten Streptomyces Arten durchgeführt. Meine Aufgabe ist es nun die
isolierten Bakterien genauer zu bestimmen.